Mehr als gute Pflege: Altenpflege

Deutscher Berufsverband für Altenpflege e.V.

Mehr als gute Pflege: Altenpflege!

Es gibt kaum einen anderen Beruf, über den es so viel Unkenntnis gibt, wie den Altenpflegeberuf. Das ist nicht verwunderlich, denn als Lehrberuf mit einer 3-jährigen Berufsausbildung gibt es ihn erst seit Anfang des Jahrtausends.

Außerdem treffen zwei Reizwörter zusammen, die den Meisten zumindest unangenehm sind, wenn nicht gar Ängste und Widerstände auslösen: alte Menschen und Pflege. Wer sich als AltenpflegerIn zu erkennen gibt, hört oft Aussagen wie"Also alte Menschen windeln und waschen, das ist nun gar nichts für mich."

Dabei ist die Körperpflege "nur" ein Teil der Arbeit, denn Altenpflege ist sehr viel mehr als das!

Examinierte AltenpflegerInnen lernen in ihrer Ausbildung nicht nur die selbständige und eigenverantwortliche Pflege und Rehabilition - ohne dass ein Arzt dabei sein muss - sondern alles was zur Beratung, Begleitung und Betreuung alter Menschen erforderlich ist - bis hin zur Sterbebegleitung.

Examinierte AltenpflegerInnen sind ausgebildet für:

    - die Behandlung kranker alter Menschen einschließlich der Ausführung ärztlicher Verordnungen,
    - die Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten im Rahmen geriatrischer und gerontopsychiatrischer Rehabilitationskonzepte,
    - die Gesundheitsvorsorge einschließlich der Ernährungsberatung,
    - die Betreuung und Beratung alter Menschen in ihren persönlichen und sozialen Angelegenheiten,
    - die Hilfe zur Erhaltung und Aktivierung der eigenständigen Lebensführung einschließlich der Förderung sozialer Kontakte,
    - die Anregung und Begleitung von Familien- und Nachbarschaftshilfe und die Beratung pflegender Angehöriger und
    - die umfassende Begleitung Sterbender.

Ältere Menschen brauchen mehr

Die medizinische und pflegerische Forschung und Praxis fordern für die über 65-Jährigen eine genau auf diese Altersgruppe und ihre emotionalen, sozialen, und medizinischen Bedürfnisse sowie die noch vorhandenen Ressourcen ausgerichtete Behandlung und Pflege. Genauso wie Kinder in körperlicher, geistiger und sozialer Entwicklung besondere Anforderungen an die sie versorgenden und behandelnden Ärzte und professionell Pflegenden stellen, ist dies auch bei Älteren der Fall.

Die Medizin trägt diesem Umstand mit der zunehmenden Ausrichtung, z.B. in der Inneren Medizin zum Geriater und in der Psychiatrie zum Gerontopsychiater, an den Notwendigkeiten einer Versorgung Älterer Rechnung.

Das Deutsche Versorgungssystem ist über die Kranken- und Pflegeversicherung in die Bereiche der Akut- und Langzeitversorgung gegliedert. Die Krankenpflege, mit ihrem Hauptaugenmerk auf akute Erkrankungen und oft in einem hochtechnisierten Umfeld durchzuführende Pflege und Behandlung, muss über ein anderes spezialisiertes Wissen verfügen, als die zur Versorgung meist multimorbider älterer Menschen.

In der Langzeitbetreuung alter Menschen gilt es nicht nur die entsprechenden Fachkompetenzen, sondern auch methodische Kompetenzen zu erlangen. So muss eine Altenpflegefachkraft in der Lage sein (bei vorhandener Arztferne), auftauchende Symptome zu erkennen und Bedarfe entsprechend einzuschätzen.

Arbeitsbedingungen in der Altenpflege

Die Mehrzahl derjenigen, die sich dafür entscheiden AltenpflegerIn zu werden, tut dies ganz bewusst. Sie will alten Menschen helfen. Jene Menschen, die unser Land nach dem Krieg wieder aufgebaut und zu dem gemacht haben, was es heute ist - eines der reichsten Länder der Erde! - dabei zu unterstützen, ihren Lebensabend in Würde und Eigenverantwortung zu gestalten.

Nach einer mehrjährigen Ausbildung kommen viele jedoch in Arbeitssituationen, die zu oft geprägt sind von überbordender Bürokratie (nichts gegen eine gute Pflegedokumentation!), Personalmangel und Überbelastung. Das, wofür sie gelernt haben und was für sie den Beruf ausmacht, können die wenigsten umsetzen - menschliche Zuwendung. Unter diesen Bedingungen ist es für die AltenpflegerInnen schwierig und oft unmöglich eine menschenwürdige Altenpflege umzusetzen. Viele verlassen schon nach wenigen Jahren mit großer Enttäuschung ihren Beruf. Bei denjenigen, die bleiben, kommt es oft zum burn-out.

Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen häufig in der Altenpflege gearbeitet wird.
Die AltenpflegerInnen arbeiten im 3-Schichtdienst, wegen der meist dünnen Personaldecke und den krankheitsbedingten Ausfällen von KollegInnen wissen sie oft nicht, ob und wann sie am nächsten Wochenende arbeiten müssen.

Hier finden Sie den Bericht eines DBVA-Mitgliedes, der Ihnen einen Blick in den Arbeitsalltag in einem kirchlich geleiteten Altenheim gewährt. Sicherlich gibt es Einrichtungen/Altenheime/Pflegeheime, in denen die Arbeitsbedingungen besser sind, aber ....... Lesen Sie selbst -> Arbeitsbedingungen in der Altenpflege

 

 

 

Der DBVA im Fernsehen

SWR 3 berichtet eindringlich über die Situation in der Altenpflege am Beispiel eines DBVA-Mitgliedes.

Hier gehts zum -> Video

 

Weiterentwicklung der Pflegeberufe / Generalistische Ausbildung

Im März 2010 wurde unter gemeinsamer Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung der Pflegeberufe“ auf Fachebene eingesetzt. Die Arbeitsgruppe legte am 2.3.2012 ihre Eckpunkte vor, sie schlägt folgende grundlegende Weichenstellung vor:

1) Es wird ein neues Pflegeberufegesetz geschaffen, das das Altenpflegegesetz und das Krankenpflegegesetz ablöst.
2) Die Altenpflegeausbildung, die Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung und die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung werden zu einer generalistisch ausgerichteten Pflegeausbildung zusammengeführt und als berufliche Ausbildung in Teil 1 des Gesetzes geregelt.
3) Es wird eine neue akademische Ausbildung eingeführt, die in Teil 2 des Gesetzes geregelt wird.

Das Aus für den Altenpflegeberuf

Das würde bedeuten, dass die jetzige eigenständige 3-jährige Altenpflegeausbildung, mit den Ausbildungszielen nach § 3 des Altenpflegegesetz

(1) Die Ausbildung in der Altenpflege soll die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die zur selbständigen und eigenverantwortlichen Pflege einschließlich der Beratung, Begleitung und Betreuung alter Menschen erforderlich sind. Dies umfasst insbesondere:
1. die sach- und fachkundige, den allgemein anerkannten pflegewissenschaftlichen, insbesondere den medizinisch-pflegerischen Erkenntnissen entsprechende, umfassende und geplante Pflege,
2. die Mitwirkung bei der Behandlung kranker alter Menschen einschließlich der Ausführung ärztlicher Verordnungen,
3. die Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten im Rahmen geriatrischer und gerontopsychiatrischer Rehabilitationskonzepte,
4. die Mitwirkung an qualitätssichernden Maßnahmen in der Pflege, der Betreuung und der Behandlung,
5. die Gesundheitsvorsorge einschließlich der Ernährungsberatung,
6. die umfassende Begleitung Sterbender,
7. die Anleitung, Beratung und Unterstützung von Pflegekräften, die nicht Pflegefachkräfte sind,
8. die Betreuung und Beratung alter Menschen in ihren persönlichen und sozialen Angelegenheiten,
9. die Hilfe zur Erhaltung und Aktivierung der eigenständigen Lebensführung einschließlich der Förderung sozialer Kontakte und
10. die Anregung und Begleitung von Familien- und Nachbarschaftshilfe und die Beratung pflegender Angehöriger

abgeschafft wird.

Vor dem Hintergrund des schon seit Jahren beklagten, bestehenden Mangels an AltenpflegerInnen, steht der DBVA einer Umstrukturierung der qualifizierten Fachausbildung zur Altenpflege hin zu einer generalistischen Ausbildung aus inhaltlichen und praktischen Gründen ablehnend gegenüber. Vor diesem Hintergrund hält der DBVA auch die Forderung nach der Schaffung eines einheitlichen Pflegeberufes, für die Lösung der jetzt anstehenden Herausforderungen als nicht zielführend.

Mehr dazu ->Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Pflegeberufe

 

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Letzte Änderung am 26.09.2016 10:03->
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